Trade Republic Erfahrungen: Lohnt sich der Neobroker – auch für Anfänger?
Trade Republic ist ein Neo-Broker und erfreut sich insbesondere bei einer jungen und kostenbewussten Zielgruppe großer Beliebtheit. Die Vorteile sind schnell zusammengefasst: Kein Papierkram, alles kann über die Trade-Republic-App laufen, sehr günstige Preis. In diesem Artikel habe ich mir Trade Republic unter die Lupe genommen.

Was ist Trade Republic?
Trade Republic ist ein deutscher Online-Broker, über den du via App und über den Webbrowser Wertpapiere handeln kannst. Du kannst Wertpapiere bereits für 1€ online handeln und außerdem aus einer breiten Palette an kostenlosen ETF-Sparplänen und auch Aktien-Sparplänen wählen.
Damit ist der Smartphone-Broker nicht für das aktive Investieren interessant, sondern auch für passive Investoren. Stand heute (Januar 2022) hat Trade Republic über 2.500 Aktien- und 1.400 ETF-Sparpläne im Angebot.
Diese sind dauerhaft kostenlos ab 10€ besparbar.
Allerdings findet man bei dem Online-Broker nur ETFs von zwei Anbietern. Neben iShares – der Tochterfirma von BlackRock – ist dies WisdomTree.
Während WisdomTree vor allem „exotische“ ETFs mit gehebelten oder Short-Versionen anbietet, deckt iShares nahezu 50 Prozent des ETF-Marktanteils ab.
Bist du also als Privatanleger eher an großen, stark diversifizierten Indizes interessiert, solltest du hier auf jeden Fall fündig werden. Legst du viel Wert auf Nischen-Werte, die an Auslandsbörsen gehandelt werden, kann Trade Republic aber auch enttäuschen.
Vergleichsrechner: Wie viel kostet Trade Republic im Vergleich zu anderen Brokern
Bei Dealwise erhältst du Cashback nur auf den Nettobetrag deines Einkaufs.
Mit diesem Rechner kannst du dir einen Eindruck verschaffen, wie groß der Preisunterschied zwischen Trade Republic und vergleichbaren Brokern ist.
Der Rechner funktioniert so:
- Stell eine Anzahl von Trades im Jahr ein.
- Wähle die Kostenstruktur eines anderen Brokers (siehe Beispiele).
- Vergleiche die jährlichen Kosten (Ordergebühren) zwischen den Brokern.
(Zur besseren Vergleichbarkeit sind in diesem Rechner zusätzliche und optionale Gebühren anderer Broker nicht berücksichtigt. Alle Angaben ohne Gewähr.)
4,90€ pro Trade bei der ING oder comdirect
5,90€ bei flatex
Kosten bei Trade Republic im Jahr
Kosten beim Vergleichsbroker im Jahr
Kosten & Gebühren bei Trade Republic?
Die niedrigen Gebühren und Kosten sind auf jeden Fall ein großer Vorteil des FinTech-Unternehmens gegenüber anderen Brokern.
- Wenn du mit Wertpapieren handeln möchtest, kostet ein Trade lediglich 1 € Fremdkostenpauschale. Anderweitige Kosten fallen bei Trade Republic nicht an.
- Das Besparen von über 3.000 ETF- oder Aktien-Sparplänen ist komplett kostenlos – bis zu einem Ordervolumen von 5.000€ je Ausführung.
- Auch die Depotführung und dein Verrechnungskonto sind kostenlos.
Allerdings gibt es auch Dienstleistungen bei dem FinTech-Unternehmen die Gebühren kosten und die bei anderen Brokern durchaus kostenlos zu haben sind. Beispielweise kosten die Anmeldungen zur Hauptversammlung oder postalische Aufträge je 25€. Auch wenn diese beiden Leistungen für die meisten privaten Anleger eher zu vernachlässigen sind, sollte man solche Kosten durchaus im Hinterkopf behalten.
Die relevanten Kosten und Gebühren bei Trade Republic lassen sich dementsprechend schnell und übersichtlich anhand einer Tabelle auflisten:
Orderprovision | kostenfrei |
Fremdkostenpauschale je Handelsgeschäft (ausgenommen Sparpläne), im Falle von Teilausführungen wird nur einmalig je Handelstag die Fremdkostenpauschale berechnet. | 1,00 € |
Sparplankauf ETF/ Aktie je Ausführung, Anlagevolumen pro Ausführung: 10 € bis 5.000 €. | kostenfrei |
Postalische Auftragserteilung je Orderaufgabe, -änderung, -streichung oder Überweisung | 25,00€ |
Depot- und Verrechnungskonto | |
Depotführung | kostenfrei |
Depotübertrag zulasten des Depots | kostenfrei |
Führung des Verrechnungskontos | kostenfrei |
Überweisung auf Referenzkonto | kostenfrei |
Pflichtdokumente | |
Depot- und Kontoauszug | kostenfrei |
Jahressteuerbescheinigung | Kostenfrei |
Depotservice | |
Aktien Dividendenzahlung | kostenfrei |
ETF Ausschüttung/ Thesaurierung | kostenfrei |
Anmeldung Hauptversammlung | 25,00 € |
Zu welchen Zeiten lässt sich bei Trade Republic handeln?
Die regulären Handelzeiten bei Trade Republic sind zwischen 7.30 und 23 Uhr über den außerbörslichen Handelsplatz Lang & Schwarz. Du solltest ohnehin zu Handelszeiten der Börse – hier ist die Referenzbörse Xetra – handeln, da der Spread außerhalb der Xetra-Öffnungszeiten sich stark vergrößern kann.
Meide den Handel früh morgens oder spät abends.
Aus welchen Sparplänen kann ich wählen?
Sparpläne lassen sich
- einmal pro Monat,
- zweimal monatlich oder
- quartalsweise besparen.
Bei monatlicher Ausführung hast du die Wahl, ob du zum Beginn oder ab dem 16. des Monats investierst. Egal welches Intervall oder wie hoch deine Sparrate ist, die Sparpläne bei bei Trade Republic sind kostenlos.
Trade Republic ermöglicht den Handel von Aktien-Bruchteilen
Unter dem Namen „FractionalTrading“ kannst du Bruchteile von Aktien und ETFs per Einmalanlage erwerben, für einen beliebigen Betrag ab 1 Euro. Trade Republic ist damit das erste Finanzinstitut in Deutschland, das diese Handelsform anbietet. Es entstehen dafür keine Zusatzgebühren.
Steuern beim Neo-Broker
Beim Thema Steuern hat der deutsche Sitz von Trade Republic Vorteile, denn das Unternehmen kümmert sich um die Abführung ans Finanzamt und stellt eine Jahressteuerbescheinigung in deutscher Sprache aus. Bei US Aktien kümmert sich das FinTech-Unternehmen außerdem um die Reduzierung der Quellensteuer von 30 auf 15 Prozent (gemäß dem Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den USA).
Nachteile: Was macht Trade Republic schlecht?
Auswahl der Wertpapiere ist begrenzt
Trade Republic ist ein sehr günstiger Broker. Das Geld muss der Broker also an irgendeiner Stelle einsparen. Beispielsweise durch die Fokussierung auf den Handelspartner Lang & Schwarz. Das ist für die meisten Privatanleger natürlich völlig ausreichend. Wer aber Spezialwerte kaufen will, der wird eventuell bei dem Smartphone-Broker nicht fündig.
Wenige Ordertypen
Aktuell kannst du beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren nur zwischen drei Ordertypen wählen: eine Markt-Order, eine Limit-Order und eine Stop-Order. Die beliebte Trailing-Stop-Order oder andere speziellere Ordertypen fehlen. Hier bieten klassische Direktbanken mehr Optionen.
Kundenservice eher mittelmäßig
Während die Kontoeröffnung bei mir weitestgehend reibungslos verlief – ich musste länger als 48 Stunden auf die Aktivierung meines Depots warten – ist es nicht immer einfach, mit dem Broker Kontakt aufzunehmen. Die Firma hat zwar ihren Sitz in Berlin und bietet deutschsprachige Ansprechpartner, aber die Telefonnummer des Brokers (+49 30 5490 6310) ist im Impressum versteckt und die Wartezeiten sind mitunter lang.
Das bestätigen auch rund 13.000 Bewertungen auf trustpilot.de. Hier erreich der Broker zwar 4.4 von 5 Sternen und über 80 % der Bewertungen fallen positiv aus. Bei vieln Nutzern scheint es jedoch mit dem Kundenservice zu geben. Dieser antwortet teilweise erst nach langer Wartezeit oder manchmal auch gar nicht. Einige Nutzer berichten zum Beispiel von Stop-Loss-Ordern, die nicht ausgelöst wurden. In einigen Extremfällen berichten die Kunden auch von außerordentlichen Kündigungen durch Trade Republic ohne ersichtlichen Grund und die temporäre Sperrung von mehreren zehntausend Euro.
App-Design vereinfacht das Trading und kann so zu unüberlegten Käufen verführen
Je mehr Trades über Trade Republic ausgeführt werden, desto mehr verdient der Broker auch an seinen Kunden. Dementsprechend ist die App aufgebaut.
Der Kauf und Verkauf von Wertpapieren ist sehr einfach und übersichtlich gestaltet, sodass man zum Trading verführt könnte. Gerade für private Investoren ist eine Day-Trading-Mentalität meist schädlich für die Rendite. Bleib also auch bei einem Smartphone-Broker deiner Anlagestrategie treu.
Technische Infrastrukur: Wie zuverlässig ist der Trade Republic
Bereits einige Male ist die technische Infrastruktur des Brokers in Hochphasen in die Knie gegangen. Beispielsweise konnten Kunden im März 2020 und im Januar 2021 wegen „außerordentlichen Überlastungen der angebundenen Handelsplätze“ die Trading-App nicht wie gewohnt nutzen. Sowohl der Standard-Handelsplatz LS Exchange als auch der Backup-Handelsplatz Tradegate waren zeitweise überfordert gewesen und konnten keine Orders platzieren. „Wir waren heute wie viele andere Brokern in den USA, in Europa und Deutschland davon betroffen, dass die Systeme dem außerordentlichen Ordervolumen und der Volatilität nicht standhalten konnten“, rechtfertigte sich Trade-Republic-Gründer Christian Hecker im Interview mit Finance Forward.
Auch Kunden auf trustpilot.de berichten teils von starken Verzögerungen.
Der Fall GameStop: Einschränkung des Marktzugangs für Privatanleger
Am 28. Januar 2021 schränkte Trade Republic den Handel der Aktien von GameStop, der Kinokette AMC, von BlackBerry und Nokia sowie der Firmen Express Inc. und Bed Bath & Beyond Inc. ein. Stundenlang konnte man diese Aktien nur noch verkaufen, jedoch nicht mehr kaufen. Diese Aktien seien „aktuell Gegenstand von heftigen, koordinierten Kursspekulationen“, schrieb der Berliner Neo-Broker. „Wegen der damit verbundenen Risiken für Dich nehmen wir bis auf weiteres keine neuen Aufträge zum Kauf dieser Aktien an.“ Einen Tag später hob Trade Republic das Kaufverbot wieder auf. Dennoch brach bereits am 28. Januar ein gewaltiger Shitstorm über den Berliner Neo-Broker herein. Es besteht der Verdacht, dass Trade Republic institutionelle Investoren schützt und Privatanlegern den Marktzugang strategisch verwehrt hat.
Benutzerfreundlichkeit der App
Insgesamt ist die App sehr klar und übersichtlich gestaltet. Dieser Ansatz macht die App benutzerfreundlich und perfekt für ein Smartphone-Depot. Gleichzeitig vermisse ich einige Einstellungen. Beispielsweise würde ich für meine Watchlist gerne mehr Einstellungsmöglichkeiten sehen. Auch einige für mich interessante Ordertypen (beispielsweise eine Trailing-Stop-Order) fehlen. Durch diese Reduziertheit ist es aber auch ein Leichtes „von unterwegs aus“ Wertpapiere zu handeln.




Wie finanzierst sich Trade Republic?
Auch der Neo-Broker will mit seinem Geschäftsmodell Geld verdienen. Aber wie geht das, wenn lediglich 1€ Fremdkostenpauschale in Rechnung gestellt werden?
Trade Republic selbst schreibt dazu: „Wie viele andere Broker auch, erhalten wir Rückvergütungen von Handelspartnern.“
Der Broker verdient also sein Geld zum einen über die 1,- € Fremdkostenpauschale und zum anderen über Rückvergütungen der Börse Lang & Schwarz. Andere Börsenplätze werden nicht angeboten. Nach Informationen des Handelsblatts sind das bis zu 3,- € je Transaktion. Das ist im Vergleich zu den Einnahmen der Wettbewerber, die deutlich höhere Gebühren verlangen, nicht sonderlich viel. Trade Republic ist also darauf angewiesen das viel gehandelt wird, und dementsprechend ist die App und die Desktop-Version auch gestaltet.
Zusätzlich spart der Neo-Broker beim Kundenservice. Hier erhältst du nicht den Service einer typischen Direktbank oder gar einer Filialbank.
Fazit: Die Vor- und Nachteile von Trade Republic im Überblick
Stärken
- Sehr niedrige Gebühren
- Nutzerfreundliche und übersichtliche App
- Preis- und Leistungsverzeichnis ist leicht verständlich und kurz
- Einlagensicherun, volle Banklizenz und somit Beaufsichtigung durch Bundesbank und BaFin
Schwächen
- Einfache und schnelle Bedienung verführt zum Spekulieren
- Wenige Orderzusätze
- Beschränkung auf einen Handelsplatz (Lang & Schwarz)
- Technische Infrastruktur in hochvolatilen Marktphasen nicht immer zuverlässig
- (Fall GameStop: Der Neo-Broker hat bereits den Marktzugang seiner Kunden begrenzt. )
*Dieser Artikel enthält Freunde-werben-Freunde Links. Wenn du zur Eröffnung eines Trade Republic Depots den Link in diesem Artikel nutzt, unterstützt du diesen Blog und erhältst zusätzlich eine Prämie.
Die Überweisung auf das Referenzkonto ist kostenfrei. Per Brief 25€.
Besten Dank für den Hinweis, das habe ich direkt präzisiert.
LG
Cool, dass du die negativen Seiten des Brokers nicht unterschlägst.
Ich habe seit 3 Monaten mein Depot bei TR und bin zufrieden, auch wenn mich dieser Gamestop-Fall schon stutzig gemacht hat.
Gruß M
Hallo, der Artikel enthält eine Fehlinformation. Die drei Euro von denen du sprichst, entstehen nicht durch den Spread, sondern durch die Rückvergütung vom Handelsplatz sowie dem 1€ Gebühr. Der Spread ist nur für den Handelsplatz interessant, und während der xetra Öffnungszeiten an deren Spread gebunden.
Lieber Mirco,
da ist mir tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Ich habe ihn direkt korrigiert!
Vielen Dank für den Hinweis und liebe Grüße!